Seit ihrer gemeinsamen Zusammenarbeit bei „Shiva for Anne“, dem 2014 bei der MärzMusik in Berlin uraufgeführten III. Teil der Jenseits-Trilogie von Mela Meierhans, verbindet die drei Sängerinnen Rebecca Ockenden (Sopran), Barbara Schingnitz (Mezzosopran) und Leslie Leon (Mezzosopran) eine teils enge musikalische Zusammenarbeit. Die Gründung ihres eigenen Ensembles Astraia erfolgte Anfang des Jahres 2016. Motivation des Ensembles ist vor allen Dingen das Streben, innovative und einzigartige Klang- und Höreindrücke in der Verbindung von alter und neuer Musik, auch verknüpft mit übergreifenden Improvisationen, entstehen zu lassen. Mit ZEICHEN UND WUNDER realisierte sich 2018 das erste Projekt der Formation. 2024 erweiterte sich das Ensemble durch Nadine Nenning (Sopran).
Aktuelles: Konzert Info

Three Voices
dimiko Konzerte: K-Haus Basel,
5. Mai 2026, 12:15 Uhr
Morton Feldman Three Voices (1982, Ausschnitte)
Vokalwerke aus Mittelalter und Renaissance (Hildegard von Bingen, John Dowland…)
Barbara Schingnitz, Mezzosopran
Nadine Nenning, Sopran
Leslie Leon, Mezzosopran
Dauer: ca. 35 Min.
Zum Konzept
In seinem rund fünfzigminütigen Vokalwerk Three Voices (1982) lässt der US-amerikanische Komponist Morton Feldman eine Frauenstimme vor Publikum singen, die anderen beiden Stimmen werden per Tonspur zugespielt. Von Anfang an war Feldman selbst aber auch für eine Interpretation ohne aufgezeichnete Spur, also für eine direkte Wiedergabe durch drei gesungene Frauenstimmen offen, da die Tonspur nicht mit Verfremdung arbeitet. So bleibt der hauptsächliche klangliche Effekt von Feldmans Werk auch in einer kompletten Live-Performance bestehen: Sich überlagernde Patterns, minimale Verrückungen, die den Höreindruck von Repetition und stetiger Variation gleichermassen erzeugen, Klangcluster, die in der Konstellation harmonisch zeitgenössisch sind, doch zuweilen an frühe homophone vokale Mehrstimmigkeit erinnern.
Das auch heute noch überaus aktuelle Stück ist dabei nicht wortlos. Ihm liegen zwei Verse des Gedichts „Wind“ zugrunde, das Frank O`Hara Feldman gewidmet hat: „Who’d have thought / that snow falls“ und „snow whirled / nothing ever fell“. Doch der Text fügt sich so in das musikalische Gefüge aus Wiederholung und Veränderung, dass den Hörern zwar Silben und auch Wortzusammenhänge aufscheinen, die Verse selbst aber hinter der klanglichen Nutzung der Sprache innerhalb der Musik zurücktreten. Das „Schneetreiben“ zeigt sich als akustische Kontemplation, als Dauerschwebezustand der Musik.
Ensemble Astraia präsentiert Feldmans für die zeitgenössische Musik so ikonische Werk Three Voices bewusst als Live-Trio und collagiert es mit Vokalmusik aus Mittelalter und Renaissance. So loten die Interpretinnen epochenübergreifende kompositorische Mittel wie Positionierungen im Raum, Echo, Imitation, Variation, Kontrast und Einheit akustisch aus. Der Fokus des Konzepts auf Abschnitte des Feldman-Werks und deren Gegenüberstellung mit Musik aus früher Mehrstimmigkeit erlaubt so eine Neudeutung im Sinne einer musikalischen Meditation von Klangraum und Raumklang, in die Interpretinnen wie Publikum eintauchen.
04.11.2023
Portraitkonzert Balz Trümpy
Ort: Lesegesellschaft Basel
Zeit: 19 Uhr

31.01.23 Lebenslieder – Liebeslieder
Unerhörte Musik, Berlin
Lebenslieder – Liebeslieder ist ein ganz dem Wort verpflichtetes musikalisches Programm. Aufs Unterschiedlichste befassen sich die Textdichter (von frühbarocker Liebeslyrik über Friedrich Hebbel bis zu Paul Celan) mit ihren Beobachtungen und teils sehr persönlichen Reflexionen zur menschlichen Existenz, zu Ich- und Gottesbewußtsein, ganz alltäglicher Weltschau und natürlich zur (fast) omnipräsenten Liebe. Auf ebenso individuelle Weise setzen sich die Komponistinnen und Komponisten des Abends (Iris Szeghy, Balz Trümpy, Jürg Wyttenbach und Mela Meierhans bzw. Barbara Strozzi) mit ihren literarischen Textvorlagen auseinander: Die musikalische Versprachlichung reicht von der melodiösen Kantilene bis hin zur fraktalen Lautäußerung. Solistisch, im Wechsel und im Ensemble erklingen die drei Frauenstimmen von Ensemble Astraia, im zweiten Teil des Abends begleitet von Ziv Braha an der Theorbe. Ein facettenreiches musikalisches Welttheater, das den Bogen vom (durch Mela Meierhans zitierten) Frühbarock bis in die Moderne schlägt.

08.-13.11.2022 Tournée Lieder der Liebe
Lieder der Liebe sind zeitlos und überzeitlich: Ensemble Astraia widmet sich diesem Thema in ungewöhnlicher Besetzung, nämlich für drei Frauenstimmen und Theorbe. Der Fokus des Programms liegt auf zeitgenössischer Vertonung, die zum Teil eine Rückschau auf barocke Komposition vollzieht.
Die glutvoll und lautmalerisch vertonte Liebeslyrik der frühbarocken Komponistin Barbara Strozzi paart sich so mit der ins Abstrakte weisenden „lautlichen Verdichtung“ von Mela Meierhans’ auf Texten des Hohen Liedes basierendem Werk rajat-i (2016/2017). Balz Trümpy widmet sich seinem noch nie zuvor erklungenen Werk einer lyrischen Auswahl aus Goethes 1819 entstandener und 1827 nochmals erweiterter Sammlung West-östlicher Divan.
Die Tonsprachen der beiden Komponistinnen und des Komponisten setzen sich mit den in Form und poetischem Bilderspektrum sehr unterschiedlichen Text-Komplexen zum Thema Liebe in jeweils eigener musikalischer Charakteristik auseinander: Sprache wird entweder ihrem Inhalt nach musikalisch ausgestaltet oder als Phänomen selbst kompositorisch reflektiert. Theorbe und Stimmen, beide über eine Vielzahl unterschiedlichster Laut- und Geräuschgebungen verfügend, gehen miteinander vielfältige Verbindungen ein, verstärken oder kontrastieren einander. Der Konzertabend schafft so einen bewegten, vom Barock bis zur Gegenwart gespannten musikalischen Bogen, den das Frauentrio und die Theorbe tragen und lebendig werden lassen.
Biographien
Rebecca Ockenden (Sopran)
Nach Abschluss ihres Magisterstudiums in Slawistik und Romanistik an der Universität Oxford studierte Rebecca Ockenden Gesang am Centre de Musique Baroque de Versailles. Es folgten zahlreiche Oratorienaufführungen und Soloabende. Unter J.-C. Malgoire debütierte sie am Théâtre des Champs-Elysées in Mozarts Le Nozze di Figaro. Weitere Bühnenerfahrung sammelte sie u.a. in Don Giovanni (Zerlina), Die Zauberflöte (Pamina), Kagels Aus Deutschland, Purcells Fairy Queen an der Opéra de Lyon und in Madrigalen von Gesualdo an der Opéra Garnier, Paris. Als Solistin mit Les Arts Florissants (W. Christie) sang sie Desmarests Grands Motets, Rameaus Zéphyre, Purcells King Arthur und Monteverdis Il Ritorno d’Ulisse in New York, London, Wien, Paris und am Festival von Aix-en-Provence. Ihre Solo-CD von Lautenliedern ist 2011 beim Label Ramée erschienen. Als Interpretin zeitgenössicher Musik trat sie außer in Mela Meierhans’ Shiva for Anne unter anderem auf der Opernbühne in Werken von Pascal Dusapin und Mauricio Kagel, auf dem Konzertpodium in Werken von Betsy Jolas, François Cattin und Hans-Jürg Meier in Erscheinung. Zurzeit ist sie in Basel wohnhaft und übt in der Schweiz und im Ausland eine rege Konzerttätigkeit aus.
Barbara Schingnitz (Mezzosopran)
Barbara Schingnitz absolvierte nach einem Diplom für Elementare Musikpädagogik das Lizentiat in Musikwissenschaft, neuer deutscher Literatur und Medienwissenschaft an der Universität Basel und studierte parallel dazu Gesang an der Musikhochschule Basel, wo sie mit Auszeichnung abschloss. Wichtige Impulse erhielt sie durch Meisterkurse u. a. bei Peter Schreier, Anne Sofie von Otter, Vesselina Kasarova, Graham Johnson, Michelle Breedt. Sie arbeitet als freischaffende Konzert- und Oratoriensängerin wie auch auf der Opernbühne vorwiegend in der Schweiz, Deutschland und Österreich. Ihr solistisches Repertoire umfasst Partien vom Barock bis hin zu Uraufführungen von Werken zeitgenössischer Komponisten und zur Realisation unkonventioneller Musiktheaterprojekte durch innovative Formationen. Häufig ist sie auch als Sprecherin und (singende) Schauspielerin tätig, entwickelt Performancekonzepte für unterschiedliche Ensembles und führt Regie.
Leslie Leon (Mezzosopran)
Leslie Leon studierte in Berlin und Hamburg und ist neben ihrer Bühnentätigkeit in Oper und Konzert eine gefragte Interpretin zeitgenössischer und alter Musik. Sie erhielt Einladungen unter anderem zum Lucerne Festival, Wien Modern, Musikfest Berlin, Festival de Mexico en el Centro Histórico, Theaterspektakel Zürich, Warschauer Herbst und MaerzMusik Berlin. Sie arbeitet mit Ensembles wie dem Klangforum Wien, dem ensemble für neue musik zürich und dem Gewandhaus Orchester Leipzig zusammen und brachte zahlreiche für sie geschriebene Werke in Musiktheater und Konzert zur Uraufführung. Leslie Leon hat zur Stimme in der zeitgenössischen Vokalmusik an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg promoviert und aktuell eine Professur an der DEKRA Hochschule für Medien Berlin und eine Dozentur an der Hochschule für Musik Leipzig Mendelssohn Bartholdy inne. Als Vocal-Coach ist sie u. a. für das Goethe Institut tätig. www.leslieleon.net
Nadine Maria Nenning (Sopran)
geboren im Mostviertel in Österreich, studierte in Wien, Detmold und Basel. Sie verfügt über abwechslungsreiche solistische Erfahrung im In- und Ausland und konzertierte in zahlreichen Sakralbauten sowie Konzert- und Theatersälen in Österreich, Deutschland und der Schweiz. Ensemble- und Chorprojekte führten sie quer durch Europa, die USA und den Österreichischen und Schweizer Rundfunk. Ihre Leidenschaft für Alte Musik und Kammermusik fließt stark in ihr künstlerisches Schaffen ein. So singt sie in diversen Gesangs- und Kammermusikformationen, wie etwa den Basler Madrigalisten, der Zürcher Singakademie, dem Trio en Voixage, dem Ensemble freiklang sowie dem Ensemble Astraia. Neben ihrer sängerischen Tätigkeit ist die Sopranistin als freischaffende Gesangspädagogin in Basel tätig.

Kontakt
Ensemble Astraia
c/o Barbara Schingnitz
Emil Frey-Str. 79
4142 Münchenstein
Media
Trailer Zeichen & Wunder, UA 12.01.2018

Komposition und künstlerische Leitung: Mela Meierhans
